DEIN PERFEKTER PLOT – Antje Tresp-Welte ist die Gewinnerin der gemeinsamen Challenge von BoD und Beemgee.

Sie gibt in ihrem Blogbeitrag freimütig Einblick in ihren Schreibprozess und ihre Erfahrungen mit Beemgee.

Kurz war kinderleicht

Wenn mich etwas packt, spinne ich eine Geschichte daraus. Bis vor einigen Jahren waren es überwiegend Märchen, Kurzgeschichten für Erwachsene, Lyrik und Vorlesegeschichten für jüngere Kinder, die zum Teil in Zeitschriften veröffentlicht worden sind. Meine Geschichte um eine Brillenschlange, die ständig geärgert wird, wurde sogar ein kleines Buch: „Charlotte und der blaue Schleicher“. Für all diese Geschichten habe ich allenfalls ein paar wenige Gedanken zur Planung skizziert und sie danach relativ rasch ausformuliert.

Inzwischen faszinieren mich auch Buchprojekte. Aktuell sind es Krimis und auch Fantasy für Kinder ab 8 bzw. 10 Jahren.

Lang braucht langen Atem …

Während eines Nordseeurlaubs kam mir die Idee zu meinem ersten Krimi. Darin rettet der Protagonist, ein elfjähriger, sehr phantasievoller Junge mit einer Vorliebe fürs Zeichnen nicht nur die Teestube seiner Oma vor dem Abriss, sondern wird auch noch in eine mysteriöse Geschichte um einen längst verstorbenen Piraten verwickelt. Die Ursprungsidee hatte ich auf einem Autorenseminar zum Plot weiterentwickelt. Ich fand das Thema so toll, dass ich es gar nicht erwarten konnte, mit dem Schreiben zu beginnen. Zuvor machte ich mir Notizen zu den einzelnen Figuren und überlegte wichtige Eckpfeiler der Handlung mit Hilfe der Heldenreise. Schwungvoll legte ich los und konnte bald meinem Sohn die ersten Kapitel vorlesen. Leider war sein Kommentar: „Mama, das ist viel zu lang!“

… und heißt nicht langatmig!

Meine beiden Testleser kamen zu einem ähnlichen Ergebnis und auch ich hatte bereits gemerkt, dass es irgendwie „knarzte“, ich nicht so richtig zum Punkt kam. Lag es an meiner Vorplanung? War die zu wenig detailliert? Ich kniete mich in den Text, kürzte Passagen, strich einzelne Figuren und arbeitete dafür andere genauer aus. Dadurch veränderten sich ganze Handlungsstränge. Gleichzeitig bekam meine Geschichte mehr (Erzähl-)Tempo und ich fand eine mitreißende Sprache. 

Die intensive Arbeit hatte mich so gepackt, dass ich währenddessen gezielt und systematisch meine Kenntnisse über Handlungsaufbau und Figurenentwicklung erweiterte. Rückblickend betrachtet war das jede Mühe wert, denn schlussendlich erfüllte sich sogar mein Traum, und ich fand mit meinem ausgereiften Manuskript eine Literatur-Agentin.

Kinderkrimi, zweiter Fall

Meinen zweiten Krimi habe ich im Frühjahr fertig geschrieben. Hier kommt das Detektivteam der Lösung des Falls mit mathematischer Kombinationsgabe auf die Spur. Diesmal wollte ich professioneller und vor allem detaillierter vorplanen. Dazu hatte ich mir einen Figurenbogen erstellt, den ich an meine Bedürfnisse als Kinderbuchautorin angepasst hatte.

Wieder wurden es sehr spannende und mit viel Kreativität verknüpfte Schreib-Monate, aber auch anstrengende Überarbeitungs- und Umplanungsphasen. Die Figuren sowie einige Teile der Handlung bekam ich erst während des Schreibens so richtig zu fassen. Darum verspürte ich den Wunsch, den gesamten Prozess zukünftig ökonomischer und gleichzeitig effektiver zu gestalten, auch deshalb, weil ich gern eine ganze Kinderbuchreihe entwickeln möchte. Also setzte ich mir konkrete Ziele: Ich möchte mehr im Schreibfluss bleiben, dafür weniger mit Nachplanungen während des Schreibens beschäftigt sein. Und vor allem will ich meine Figuren nicht erst am Ende der ersten Manuskriptfassung genau kennen, sondern bereits vor dem eigentlichen Loslegen.

Mein perfekter Plan? Beemgee und die Autoren-Challenge „Dein perfekter Plot“

Meine Suche hat mich zu der Autoren-Challenge „Dein perfekter Plot“ von BoD und Beemgee geführt. Lag hier die Lösung, künftig planungsbedingte Stolperfallen zu umgehen? Ich war neugierig und wollte es herausfinden.

Die Challenge mit den nach festem Turnus gestellten Aufgaben hat mich sehr angesprochen. Es war wie bei einer Fortbildung für Autoren, nur im Selbst-Lern-Modus: Auf dem Lehrplan standen Figurenentwicklung und Plot – das Unterrichtsfach würde wohl „Dramaturgie“ heißen. Beim Planen entdeckte ich die Funktionen von Beemgee eine nach der anderen und probierte alle aus. Mich darauf einzulassen fiel mir anfangs nicht leicht, denn in meinem Hinterkopf spukte eine warnende Stimme: Werden meine spontanen Einfälle während des Schreibens bei zu viel Vorausplanung nicht ausgebremst? Bleibt am Ende meine Kreativität auf der Strecke? Das Gegenteil trat ein: Ich fand die gesamte Planungsphase sehr kreativ, weil jeder entwickelte Figuren- oder Handlungs-Baustein mein Kopfkino ins Laufen brachte und zum Ausgangspunkt für weitere Ideen wurde.

Die Challenge – Ausgangslage

Ich hatte ein neues Projekt mit dem Arbeitstitel „Die Abenteuer von Mango, Mutz und Tupfer: Wolkenzauber im Querkelwald“ im Kopf. Für die Idee der Querkel-Fantasiefiguren stand eine Grafik Pate, die sich mir schon vor einiger Zeit in einer Ausstellung eingeprägt hatte: Die Künstlerin hatte Schnecken gemalt, die ihre Häuschen wie Heißluftballone vom Körper abheben konnten. Allerdings wollte ich für mein Kinderbuch keine langweilig grau-braunen Weinbergschnecken, sondern unbedingt etwas Buntes. Beim Anblick eines Süßigkeitenwagens im Zirkus wurde mir blitzartig klar: Meine fliegende Weinbergschneckenmutation liebt Süßigkeiten, ist bunt wie Zuckerstangen und hört – das kam mir spontan so in den Sinn – auf den Namen „Querkel“. Praktischerweise besitzen diese Wesen auch Arme und Hände.

Skizze des Querkels Mango von der Autorin Antje Tresp-Welte 

Die beiden Protagonisten, den Querkel Mango und den Troll Mutz, hatte ich bereits in ihren Grundzügen ausgearbeitet. Der Luchs Tupfer hingegen und auch seine Rolle in der Geschichte lagen für mich noch völlig im Dunkeln, auch ein passender Antagonist fehlte.

Der Konflikt, den Mango, Mutz und Tupfer innerhalb einer wichtigen Mission bewältigen, war mir zwar grob klar, auch einzelne Stationen ihrer heldenhaften Reise hätte ich benennen können. Wie ich aber aus diesen verschiedenen Elementen eine spannende Story mit vielfältigen Charakteren, mit Niederlagen und Höhepunkten, Gefahren, Freunden und Feinden komponieren könnte – das war mir hier ein Rätsel.

Die Challenge – Schritt für Schritt

Statt mich wie sonst in einzelne Passagen hineinzuschreiben und die Geschichte entdeckend zu entwickeln, habe ich diesmal mit Beemgee losgelegt. Bald schon hat mich die Strukturiertheit des Programms überzeugt. Besonders der Figurenentwickler begeistert mich. Mit diesem Tool habe ich so lang getüftelt, bis ich wirklich das Personal meiner neuen Fantasy-Story vor meinem inneren Auge sehen und mir vorstellen konnte, wie sich die einzelnen Wesen in den verschiedenen Situationen verhalten und wie sie sprechen.

Dabei ist mir auch deutlich geworden, warum ich bisher Schwierigkeiten mit Figurenlisten hatte – selbst mit meiner eigenen: Sie waren von der Handlung losgelöst und damit zu abstrakt. Jetzt jedoch lief die Figurenplanung eng verknüpft mit der Planung des Plots. Charaktereigenschaften, Motivation etc. konnte ich gleich in entsprechende Handlungssequenzen übersetzen und so das Prinzip „Show, don’t tell“ bereits während der Planungsphase konkret werden lassen. Ich dachte ausführlich über Fragen zu meinen Figuren nach, die ich mir zuvor nie oder erst während des Schreibens gestellt hätte.

Auf der Handlungsebene gefällt mir die Möglichkeit, innerhalb des Programms eine Einteilung in Kapitel vornehmen zu können. Waren sonst Boden und Schreibtisch meines Arbeitszimmers mit Zetteln übersät, sehe ich jetzt die Übersicht über die vollständige Handlung auf dem Bildschirm.

Die emotionale Reise des Lesers – sie nimmt mit!

Während eines Aufgabenschwerpunkts der Challenge, der emotionalen Reise des Lesers, hat es bei mir richtig „Klick!“ gemacht und ich bin mehrfach an diesen Punkt zurückgesprungen, um meinen Plot diesbezüglich zu überprüfen. Es war mir wichtig herauszufinden, mit welchen Gefühlen Kinder die Handlung erleben würden.

Grundgerüst mit Beemgee – Probe aufs Exempel

Inzwischen bin ich mitten drin im Schreiben. Die ersten Kapitel liegen hinter mir und ich stelle fest, dass ich sie deutlich flüssiger schreiben konnte als bisher. Mein Kopf ist frei für die sprachliche, bildhafte Gestaltung der einzelnen Szenen, ohne dass ich das Gefühl habe, etwas unglaublich Wichtiges nachplanen zu müssen. Und selbst, wenn mir meine Phantasie doch noch an der einen oder anderen Stelle etwas Anderes vorschlagen würde, hätte ich kein Magengrummeln, es einzubauen. Das eigentliche Handlungsgerüst steht stabil und trägt bereits von Anfang an. Und darum folge ich jetzt einfach weiter dem roten Faden meiner Geschichte und begleite Mango, Mutz und Tupfer auf ihrer großen Reise.

Nach den Querkeln geht es neu ans Werkeln

Eine Sorge habe ich nicht: dass mir die Ideen ausgehen. Schon weil es oft so ist, dass ich die Ideen gar nicht konkret suche, sondern sie mich finden: Ein Bericht in der Zeitung oder im Internet, der mich in Bann schlägt, ein besonderer Duft, ein Gemälde. Ich habe immer und überall mein Notizbuch dabei, damit mir nichts entgleitet. Jedes Alltagsereignis kann ein Ideenfeuerwerk in meinem Kopf auslösen, wenn ich genau hinsehe und Fragen dazu stelle. Manchmal mache ich ein Spiel mit mir selbst daraus, meinen „Ideen- und Fantasiemuskel“ zu trainieren: Ein Rindenstück, das in einem Zaun steckt und von weitem aussieht wie eine Hand mit ausgestrecktem Finger. Ein geheimes Zeichen? Von wem? Die Verkäuferin im Laden, die mir verschwörerisch zublinzelt. Welcher geheimen Sache ist sie auf der Spur? Welche Rolle könnte sie in einem Buch spielen?

Meine Haupt-Ideen-Geber sind Kinder. Als Grundschullehrerin sitze ich schließlich an der Quelle. Dazu kommen meine Erlebnisse als Mama und die lebhaften Erinnerungen an meine eigene Kindheit – ein spannender Mix. Ich gehe als Ideensammlerin durch die Welt und halte es dabei wie Pippi Langstrumpf: „Die ganze Welt ist voll von Sachen und es ist wirklich nötig, dass jemand sie findet.“

 

 

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