Aufgabe

In den meisten Geschichten hat der Protagonist eine Aufgabe zu erfüllen.

Aufgabe als Funktion

Die meisten Hauptfiguren haben etwas zu tun – und sei es nur, um einander ins Gehege zu kommen. So hat also in den meisten Geschichten fast jeder aus dem Figurenensemble (ob Haupt- oder Nebenfigur) eine Aufgabe.

Die Handlungen der Figuren machen sie aus und bestimmen ihre Rolle bzw. ihre narrative Funktion im Gesamtgefüge der Geschichte. In diesem Sinne ist es die übergeordnete rollenspezifische Aufgabe des Antagonisten, dem Protagonisten in den Weg zu geraten; die eines Verbündeten, diesen zu unterstützen; die Rolle eines Mentors ist die eines Ratgebers, der dem Protagonisten den Weg weist.

Jede Aufgabe hat also eine dramaturgische Funktion – auf einer abstrakten Ebene.
Die sehr einfach zu benennende Aktion, die damit verbunden ist, definiert die Aufgabe konkret:

Aufgabe als Aktion

Die Taten der Figuren machen sie aus. Die Aufgabe einer Figur zu definieren bedeutet, klar herauszuarbeiten, was diese in der Geschichte erreichen soll. Ihre Aktionen führen sie zum Ziel oder zum McGuffin.

Hier nun ein paar einfache Beispiele:

Es ist die Aufgabe des Ritters, mit dem Drachen zu kämpfen und die Prinzessin zu retten.
Es ist die Aufgabe einer Leibgarde, ihren Herrn zu schützen.
Es ist Frodos Aufgabe, den Ring zu zerstören.
Es ist Indiana Jones’ Aufgabe, die Bundeslade zu finden.

Wir sehen hier deutlich: Die Aufgabe kann oft mit nur einem Verb benannt werden.

Die Aufgabe erwächst aus dem externen Problem und gehört somit zur Oberflächenstruktur einer Geschichte. In vielen Geschichten hat der Protagonist seine Aufgabe in Form einer Mission zu erfüllen. Dies ist v. a. typisch für Krimis, Fantasy-Romane und Abenteuergeschichten.

In anderen Geschichten stellt sich der Protagonist selbst seine Aufgabe: Odysseus will nach Hause. Humbert Humberts erste Aufgabe ist es, Lolita zu umwerben und zu gewinnen, was er durch eine sehr spezielle Aktion zu erreichen sucht: nämlich ihre Mutter zu heiraten – das ist quasi der äußere Bedarf, die Voraussetzung, um ihr nahezukommen.

Die Aufgabe macht den Handlungsbogen klarer, gibt den Weg vor, wohin die Reise gehen bzw. wie sie verlaufen soll. Diese für jede Hauptfigur zu definieren, verdeutlicht ihre jeweiligen Absichten, die für jeden eindeutig sind: den Autor, die Figur selbst, den Leser/Zuschauer.

Dies ist ein ganz wesentlicher Punkt: Das Herausstellen der Aufgabe erzeugt Interesse beim Rezipienten. Der Leser/Zuschauer wird herausfinden wollen, a) ob die Figur und b) wie sie die Aufgabe erfüllt und ihr Ziel verfolgt.

Die Reise, welche die Hauptfigur antritt, um die Aufgabe auszuführen, bringt diese im Verlauf der Geschichte zu einem Moment der Erkenntnis, sie durchläuft also einen Lernprozess, entwickelt sich auf emotionaler Ebene und findet so heraus, was sie wirklich benötigt, was ihre innere Notwendigkeit ist, um ihren Wunsch zu erfüllen.
Die Aufgabe als Element der Oberflächenstruktur einer Geschichte mit einer tieferen Ebene zu verweben – bspw. durch Einflechten von komparativen oder kontrastierenden Symbolen oder Metaphern – kann der Geschichte eine weitere Bedeutungsebene geben.

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