Story-Struktur und Plot-Beats

Was meinen wir, wenn wir über die Struktur einer Geschichte sprechen?

Eine Geschichte ist eine komplexe Einheit, die viele miteinander verknüpfte Teile umfasst. Die Autor*in legt dem Material ein Organisationsprinzip auf. Das Ergebnis dieser Formung oder Formgebung des Materials ist die Story-Struktur, und diese verwandelt die Geschichte in eine Erzählung.

Bestimmte strukturelle Marker sind so explizit, dass das Publikum sie wahrnimmt, wie z.B. Kapitel in Romanen. Elisabethanische Stücke wie die von Shakespeare wurden typischerweise in fünf Akte unterteilt. Das Drehbuch eines Films wird in Akte, Sequenzen und Szenen unterteilt.

Beats

Es gibt allerdings Strukturen, die normalerweise nicht offensichtlich oder explizit gekennzeichnet werden. So kann beispielsweise eine Szene in Beats zerlegt werden – erkennbar nur durch die Momente, in denen sich die Stimmung oder Beziehung zwischen den Figuren ändert. Zwei Figuren führen ein Gespräch, Figur A sagt etwas, das Figur B anders reagieren lässt als wie A es erwartet hat – das ist ein Beat. 

Der Begriff Beat wird auch manchmal verwendet, um Veränderungen in größerem Rahmen zu bezeichnen, die sich auf die ganze Erzählung beziehen. Einige Drehbuchautor*innen arbeiten mit so genannten Beat Sheets. In einem Beat Sheet ist ein Beat eine Einheit der Handlung. Betrachtet man die Erzählung als eine Kette von Ereignissen, dann ist jeder Beat ein einzelnes Glied. In dem Beemgee Autorentool sind die Plot-Event-Karten im Bereich HANDLUNG perfekt für die Erstellung von Beat Sheets, da jede Karte so ausgelegt ist, dass sie für ein Handlungsereignis steht. Nach der bekannten Denkweise von Blake Snyder ist ein Hollywood-Film idealerweise aus genau 40 solcher Beats aufgebaut.

Man muss die Story-Struktur nicht ganz so vorschriftsmäßig einhalten. Ein Beat ist ein Ereignis in einer Geschichte, das etwas verändert. Es handelt sich also um ein Plot-Ereignis, das eine Auswirkung hat, die später in der Erzählung sichtbar wird – oder zumindest ist das Publikum durch tausenden Geschichten dahingehend geschult, dies zu erwarten. Ursache und Wirkung ist eine vorherrschende Kraft in jeder Geschichte.

Drei-Akt-Struktur

Wir haben oben erwähnt, dass Stücke, wie die von Shakespeare, in Akte unterteilt sind. Aber nicht nur, wenn eine Autor*in ausdrücklich in Akten schreibt, ist eine Geschichte in Akte aufteilbar.

Analysiert man eine Geschichte in Bezug auf ihre Struktur, kann man sie wahrscheinlich in Abschnitte unterteilen. Eine einfache Untersuchung wird vielleicht den Anfang, den mittleren Teil und das Ende aufzeigen. Das mag ein wenig banal klingen, aber eigentlich geht es um Grundprinzipien, die alt und mächtig sind: Aristoteles beschreibt die Idee von These, Antithese und Synthese; Die Heldenreise kann in die Abschnitte Aufbruch, Einweihung und Rückkehr unterteilt werden.

Grundsätzlich hat jede Geschichte eine Anfangsphase, in der das Publikum in das Setting und die Welt der Geschichte eingeführt wird, bei der sie die Hauptfiguren und die Probleme, mit denen sie zu tun haben, kennenlernen. Das ist Akt 1. Im zweiten und längsten Akt begleitet das Publikum die Figuren bei der Auseinandersetzung mit den Problemen, bei der Bewältigung von Hindernissen und bei der Annäherung an ein Ziel. Der letzte und oft kürzeste Akt beschreibt das Ergebnis, die (Auf-)Lösung der in Akt 1 festgelegten Probleme.

Symmetrie

Das Publikum ist sich möglicherweise nicht immer der Struktur bewusst. In der Tat, manchmal sind es sogar die Schriftsteller nicht. Aber seltsamerweise neigen Geschichten, die durch die Jahrhunderte hindurch andauern und Kulturen durchqueren, dazu, bestimmte Formen aufzuweisen. Es gibt strukturelle Aspekte, die sich beim Geschichtenerzählen wiederholen.

Einer der stärksten und doch oft vernachlässigten Aspekte für die Struktur einer Geschichte ist die Symmetrie.

Geschichten haben eine Tendenz zur Symmetrie. Das bedeutet, dass Geschichten einen zentralen Mittelpunkt haben. Man kann dies in Geschichten von Shakespeares Hamlet bis James Camerons Titanic erkennen. Hamlet gewinnt in der Mitte der Geschichte die Gewissheit, dass sein Onkel seinen Vater getötet hat, woraufhin er sein Zögern überwindet und handelt. Die Titanic stösst gegen den Eisberg in der Mitte des Films.

Wenn die Rede ist von „rising“ und „falling Action“ in einer Geschichte, bezieht sich das meist auf Symmetrie.

Nun könnte man meinen, dass wenn eine Geschichte in zwei Hälften teilbar ist, sie zwei Akte haben sollte. Oder vielleicht vier. Tatsächlich werden Erzählungen meist nicht auf diese Weise betrachtet. Dass (bei einem Drei-Akter) der Mittelpunkt im Zentrum des zweiten Aktes liegt, er zwar den Antrieb der Handlung verändert, ändert eben nicht die Tatsache, dass der Zweck oder die Funktion dieses Abschnitts der Geschichte gleich bleibt: Das Publikum begleitet die Figuren bei der Bewältigung der in Akt 1 aufgebauten Probleme, bei Hindernissen auf dem Weg zu einem endgültigen Ziel.

Foreshadowing

Ferner zeigt sich die Idee der Symmetrie in dem Gefühl, wenn eine Geschichte „rund“ wirkt. Wie entsteht der Effekt, dass eine Geschichte überzeugend „vollständig“ erscheint?

Wenn ein Problem in Akt 1 aufgestellt und in Akt 3 gelöst wird, dann bedeutet das, dass es eine Szene am Anfang der Geschichte gibt, die dem Publikum vermittelt, was das Problem ist, und eine Szene am Ende der Geschichte, die vermittelt, ob oder wie das Problem bewältigt worden ist.

Tatsächlich können Sie Szenen (oder besser, Plotereignisse) in der zweiten Hälfte bis zu einem gewissen Grad mit Plotereignissen in der ersten Hälfte abgleichen. Jede Szene in der ersten Hälfte findet in der zweiten Hälfte ihr Pendant. Formal gesehen, je mehr solche Übereinstimmungen Sie vornehmen können, desto besser. Die Ereignisse in der zweiten Hälfte werfen ihre Schatten voraus.

 

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